So langsam heißt es Abschied nehmen. Abschied nehmen von einer Stimme, die uns jeden Tag freundlich begleitet und uns sagt, an welcher Haltestelle der Bus oder die Bahn als nächstes hält und zu welchen Linien wir umsteigen können. Es ist die sympatische Stimme von Ingrid Metz-Neun.
Mit der Nachricht, dass die Stimme von Ingrid Metz-Neun aus den Bussen und Bahnen in Frankfurt am Main bis Mitte des Jahres verschwinden wird, schockte die lokale Nahverkehrsgeschaft traffiQ nicht nur Fans, sondern auch zahlreiche Nutzer von U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen. Seit 1977 spricht die heute 66-jährige nicht nur die Haltestellen in den städtischen Bussen und Bahnen in Frankfurt, sondern auch in über 40 anderen Städten wie Düsseldorf, Hamburg und Berlin. In Hessen ist sie außer in Frankfurt unter anderem in den Bussen in Offenbach sowie in den Zügen auf der Odenwaldbahn und der RheingauLinie zu hören.
Auf ihrer Homepage schreibt Ingrid Metz-Neun, dass sie sich seit einem Jahr im (Un-)Ruhestand befindet. Und sie wundert sich, wie facettenreich und spannend dieser neue Lebensabschnitt ist. Stolz macht sie auch die Tatsache, als Sprecherin gefragt zu sein. Nicht nur für die Ansagen in Bussen und Bahnen, sondern auch wöchendlich für die Zeitung „Die Zeit“, für Navigationssysteme und Anrufbeantworter, als Hörspiel- oder Werbesprecherin, im Trick- oder Spielfilm-Synchron.
Haltestellenansagen werden künftig am Computer generiert
Die Nachfolgerin von Ingrid Metz-Neun in den Bussen und Bahnen in Frankfurt ist dagegen gar nicht mehr so menschlich. Statt warm und freundlich klingt sie kühl und abgehakt. Sie heißt „Petra“ und wird am Computer generiert. Verkehrsbetriebe wie die KVB in Köln, die KVG in Kassel oder die HAVAG in Halle an der Saale nutzen bereits seit vielen Jahren die digitale Technik.
Verbunden mit dem Aufbau eines neuen Leitsystems und der Ausstattung der Busse und Bahnen in Frankfurt mit neuen Bordrechnern hat „Petra“ klare Vorteile, so traffiQ in einer Presseinformation vom 12. Dezember 2016. Zukünftig sollen Änderungen, wie etwa Änderungen von Haltestellennamen oder Umsteigebeziehungen, schneller umgesetzt werden. Bisher vergingen aufgrund des Produktionsprozesses und der technischen Ausstattung bis zu drei Monate bis eine neue Ansage „auf dem Bus“ oder „auf der Bahn“ war. Zukünftig sollen nur noch wenige Tage genügen.
Klar, für den Verkehrsbetrieb senkt so eine digitale erstellte Ansage erst einmal die Kosten. Aber an die Qualität einer professionell eingesprochenen Haltestellenansage wird sie nie herankommen. Fraglich ist auch, ob man den ankündigten nächsten Schritt auch sorgfälltig gehen wird und geplante Baustellen und Umleitungen deutlich genauer und kundenfreundlicher kommunizieren wird.
Umstellungsphase bis Mitte 2017
Begonnen hat die Umstellungsphase hat bereits im Dezember 2016. Rund 600 Fahrzeuge des Frankfurter Nahverkehrs werden, beginnend mit den Bussen, auf die synthetische Computer-Stimme umgestellt. Dauern wird diese Umstellungsphase bis voraussichtliche Mitte des Jahres 2017. Die städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ und die VGF bitten die Fahrgäste um Verständnis und Geduld, wenn die Umstellung bei der Vielzahl der zu verarbeitetenden Daten nicht auf Anhieb reibungslos klappt. Fehler, wie etwa die nicht ganz korrekte Aussprache oder falsche Anschlusshinweise, wird es geben. Für Hinweise ihrer Kunden sind traffiQ und VGF dankbar. Da darf man auch mal fragen, ob sich die Ersteller nicht das Anhören, was sie produzieren?
Die Stimmen im Vergleich
Die Stimme von Ingrid Metz-Neun im Vergleich …
… zur neuen Stimme „Petra“, die am Computer generiert wird. (Quelle: traffiQ Frankfurt am Main)