Dass der neue Nachtverkehr in Frankfurt bei den Fahrgästen gut angenommen wird, davon war man als Beobachter von Anfang an überzeugt. Nun hat die Nahverkehrsgesellschaft traffiQ Zahlen präsentiert, die das Gefühl bestätigen. Um 20 Prozent sind die Fahrgastzahlen im Nachtverkehr gestiegen. Verkehrsdezernent und Oberbürgermeister sind ganz euphorisch und wollen den Nachtverkehr weiter ausbauen.
An mehreren Wochenenden im Mai und Juni diesen Jahres hatte die städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ Fahrgastzählungen und -befragungen in den Bussen und Bahnen des Nachtverkehrs durchgeführt. Die Ergebnisse stellte der Geschäftsführer von traffiQ, Tom Reinhold, im beisein des Oberbürgermeisters, Peter Feldmann, und des Verkehrsdezernenten, Klaus Oesterling, am Freitag vor. Demnach nutzen mehr als 7.000 Fahrgäste das neue Nachtverkehrsangebot.
Im Detail zeigt sich, dass sich die Zahlen auf der U-Bahn zusammengenommen fast verdoppelt haben. Fuhren kurz nach Einführung des neuen Nachtverkehrs im Januar 2018 noch 971 Fahrgäste auf U4, waren es bei den Zählungen in 2019 1.516. Bei der U8 wird der Sprung noch etwas deutlicher: Hier waren es im Januar 2018 nur 674 und in 2019 dann 1.415 Fahrgäste. Wobei man hier natürlich mit der Überschwinglichkeit vorsichtig sein muss, denn 2018 gab es neben der U-Bahn noch den klassischen Nachtbusverkehr und dadurch teilweise auch einen Parallelverkehr.
Junge Nutzer und Freizeit dominieren in der Nacht
Neben den steigenden Fahrgastzahlen fallen aber noch zwei weitere Aspekte auf, erläutert traffiQ-Geschäftsführer Tom Reinhold. Zum einen wie die Nutzer vom Nachtangebot erfahren haben und die junge Altersgruppe.
30 Prozent der Befragten gaben an, über die RMV-App vom Nachtangebot erfahren zu haben, weitere 22 Prozent über Freunde und Bekannte, gefolgt von Aushängen an den Haltestellen (15 Prozent) und über das Internet (13 Prozent). Die Nahverkehrsgesellschaft sieht sich damit darin bestätigt, bei der Kommunikation auf die digitalen Medien gesetzt zu haben. Mit 46 Prozent stellt die Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen fast die Hälfte im Nachtverkehr, die man mit der digitalen Kommunikation am besten erreiche. Ältere Fahrgäste seien erwartungsgemäß deutlich weniger im Nachtverkehr unterwegs.
Deutlich macht die Befragung auch, wie stark am Wochenende der Nachtverkehr für den Freizeitverkehr genutzt wird. Als Fahrtzwecke wurde von den Befragten fast ausschließlich Freizeit oder Arbeit angegeben. Mit 89 Prozent dominieren dabei die Freizeitfahrten, während im Tagesverkehr diese Nutzergruppe nur auf 34 Prozent kommt. Für den Verkehrsdezernent zeigen die Zahlen, dass im Freizeitverkehr noch mehr Potentiale stecken, gerade in Zeiten, wo es noch freie Kapazitäten in Bussen und Bahnen gebe.
International aufgeschlossen
Insgesamt konnten die Stadt Frankfurt am Main und der RMV mit einer großen Kraftanstrengung ein Nachtverkehrsangebot auf die Beine stellen, mit dem man zu internationalen Metropolen aufschließen konnte, resümiert der Verkehrsdezernent. Er ist davon überzeugt, dass sich die positiven Zahlen weiter nach oben entwickeln werden. Oberbürgermeister Feldmann fordert derweil den Nachtverkehr auch auf Donnerstag auszuweiten. Für ihn sei es der richtige Weg und bei dem hervorragenden Ergebnis auch die richtige Konsequenz, auch wenn dieser Schritt nicht sofort kommen würde.
Nachts wie tagsüber – ganz oder auf Teilstrecken
Der städtische Nachtverkehr vervollständigt das im Dezember 2018 eingeführte Nachtangebot im S-Bahn- und Regionalverkehr. Vier U-Bahn-, vier Straßenbahn- und 15 städtische Bus-Linien legen seit fast einem Jahr in Nächten vor Samstagen, Sonntagen und Feiertagen ein dichtes Verkehrsnetz über die Mainmetropole. Im nächtlichen 30-Minuten-Takt sorgen U-Bahnen und Straßenbahnen für schnelle Verbindungen durch die Stadt. Die Aufgabe der Feinerschließung von den Stationen des Schienenverkehrs in die Stadtteile übernehmen ergänzend die Bus-Linien, die mindestens stündlich verkehren. Bei der Planung des Nachtverkehrs war es traffiQ wichtig, dass auch im Nachtverkehr das Netz der Tageslinien zugrunde gelegt wurde. Somit fahren sie ganz oder Teilstrecken rund um die Uhr, was die Orientierung erleichtert. In den übrigen Nächten übernimmt der klassische Nachtbusverkehr die Erschließung Frankfurts ab der Zentralstation an der Konstablerwache.