Die Fahrgäste der Frankfurter Straßenbahn müssen sich wohl auf weitere Ausfälle einstellen. Die VGF hat alle bisher gelieferten 14 T-Wagen aus dem Verkehr gezogen. Als Grund nannte VGF-Sprecher Bernd Conrads gegenüber der Frankfurter Neuen Presse (FNP) technische Mängel, die mit dem Hersteller behoben werden müssen.
Wie die FNP weiter berichtet, wurde die neue Straßenbahn-Flotte vom Hersteller Alstom am vergangenen Freitag Hals über Kopf aus dem Linienbetrieb genommen. Laut Conrads haben die T-Wagen kontinuierlich immer wieder Probleme und können weiterhin noch immer nicht zuverlässig eingesetzt werden. Der VGF-Sprecher erklärt in dem Bericht, dass man wegen der vielen Kinderkrankheiten, u. a. ständige Türstörungen, auf Nummer sicher gehen müsse.
Laut FNP berichten Straßenbahnfahrer von einer Vielzahl von Problemen mit den neuen Fahrzeugen. Regelmäßig würden sie mit Störungen stehen bleiben und ließen sich nicht mehr bewegen. Einfach per Reset können die Fahrer die Technik nicht neu starten, da Alstom den Hauptschalter auf dem Dach montiert hat, während sich dieser bei anderen Bahnen direkt im Fahrerstand befindet. Ein Fahrzeug blockierte laut dem Bericht fünf Stunden lang eine Strecke, bis die Feuerwehr es abschleppte. Zudem kritisieren die Fahrer zu langsame Türfunktionen, die uneinheitliche Bedienung, die unterdimensionierte Klimaanlage und viel zu kleine Behälter für den Bremssand.
Gegenüber der FNP bestätigt auch Alstom-Sprecher Andreas Florez, dass an den neuen Straßenbahnen technische Auffälligkeiten festgestellt wurden, die jetzt überprüft werden und im laufenden Betrieb nicht umzusetzen wären. Alstom bedauert die aktuellen Einschränkungen. Ein Expertenteam arbeite zusammen mit der VGF mit Hochdruck daran, dass die Straßenbahnen wieder für den Einsatz zur Verfügung stehen.
Das Fehlen der T-Wagen kann die VGF nicht ausgleichen, dafür habe man zur Zeit zu wenige Fahrzeuge, zitiert die FNP Conrads weiter. In den nächsten Wochen werde es daher einige Ausfälle geben. Sie würden aber so verteilt werden, dass es für die Fahrgäste keine gravierenden Auswirkungen hat. So sollen zum Beispiel nicht aufeinanderfolgende Fahrten betroffen sein.
Ohnehin gilt seit Ende Januar wegen des anhaltenden Personalmangels ein reduzierter Fahrplan. Wie schon am vergangenen Mittwoch entfallen wegen des zusätzlichen Fahrzeugmangels am Donnerstagnachmittag die Fahrten der Verstärkerlinie 22 zwischen der Stadtgrenze Offenbach und Zoo, weil Bahnen für den Stadionverkehr gebraucht werden.
Erneutes Revival der Pt-Wagen?
Dem FNP-Bericht zur Folge, rechnet die VGF offenbar nicht mit einer schnellen Lösung für die technischen Probleme. Conrads kündigt an, dass als Ersatz ältere Wagen des Typs „Pt“ aus den 1970er-Jahren wieder flottgemacht werden. Aber auch hier gibt es aufgrund des hohen Alters Ersatzteilprobleme. Daher sei ein Einsatz erst vom ersten Quartal 2025 an möglich. Größter Nachteil ist aber, dass sie mit ihren Trittstufen nicht barrierefrei sind.
Die anhaltenden Lieferverzögerungen der T-Wagen haben die Fahrzeugplanung bei der VGF komplett über den Haufen geworfen. Neben den Pt-Wagen sollten sie auch die erste Niederflurgeneration vom Typ „R“ aus den 1990er-Jahren ersetzen. Den Verkauf nach Budapest hatte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert laut FNP bereits gestoppt. Inzwischen bekommen die R-Wagen sogar erneute Hauptuntersuchungen, damit sie weiterhin fahren können. Zuvor hatte die VGF dies als nicht mehr rentabel eingestuft.
Durch Frankfurt rollen die T-Wagen erst seit Ende 2022. Geordert hatte die VGF 24 Wagen in der bisher in Frankfurt üblichen Länge von 30 Metern sowie 34 Wagen mit 40 Metern Länge, die auf den stark nachgefragten Linien 11 und 16 nach Höchst, Fechenheim und Oberrad zum Einsatz kommen sollen. Ursprünglich sollte die Flotte Ende 2023 komplett sein.
Mit den Lieferverzögerungen ist die VGF allerdings guter Gesellschaft. Laut dem Bericht hält Alstom die Lieferpläne für Köln, Leipzig und Magdeburg nicht ein. Ebenso kommen die neuen Doppelstockzüge für den Regional-Express zwischen Kassel und Frankfurt erst Mitte 2026 statt diesen Dezember. Zudem scheitert Alstom seit 2022 daran, zuverlässige Wasserstoffzüge für das Taunusnetz bereitzustellen.