Das langgehegte Wunschprojekt des RMV eines durchgehenden Angebots der S-Bahn kann endlich angegangen werden. In drei Phasen soll das Projekt ab Dezember umgesetzt werden.
Bislang gibt es in Frankfurt am Main nur Nachtbusse, die die Konstablerwache mit den Stadtteilen und dem Umland verbinden. Seit Dezember 2014 gibt es bereits zusätzlich Verbindungen auf der S8, die nachts verkehren, aber unter anderem wegen der Bauarbeiten für die Modernisierung des elektronischen Stellwerks auf der S-Bahn-Stammstrecke nicht durch den Innenstadttunnel fahren können. Dieser ist noch bis August 2018 voraussichtlich täglich zwischen 1:30 Uhr und 4:30 Uhr für den Linienverkehr gesperrt.
„Mit dem sich nun abzeichnenden Ende der Bauarbeiten können wir das langgehegte Wunschprojekt eines durchgehenden Angebots der S-Bahn angehen“, kündigte der Geschäftsführer des RMV, Prof. Knut Ringat, im Rahmen eines Termins zur Weiterentwicklung der Infrastruktur am Dienstag an. Die Ausweitung des Nachtverkehrs soll in drei Phasen umgesetzt werden und sich nach den nächtlichen Baufortschritten orientieren.
Als Ergänzug zur Flughafen-S-Bahn S8 werden auf den anderen S-Bahn-Linien sowie einzelnen Regionalbahnstrecken ab Dezember 2017 am Wochenende Fahrten durchgeführt. Diese Linien werden aufgrund der restlichen Bauarbeiten im S-Bahn-Tunnel, die noch vorgenommen werden müssen, vom bzw. zum Frankfurter Hauptbahnhof fahren und vorerst nicht über die S-Bahn-Stammstrecke geführt.
Im August 2018, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, wird ein durchgängiger Nachtverkehr im gesamten S-Bahn-Netz aufgenommen. Das Angebot wird bis Dezember 2018 für Nachtschwärmer sowie auch für Beschäftige im Schichtdienst komplettiert, indem weitere lokale und regionale Verkehre den S-Bahn-Nachtverkehr ergänzen.
Nachtbusse sind stark nachgefragt
Wie sich der nächtliche S-Bahn-Verkehr auf die städtischen und regionalen Nachtbusse sowie die U-Bahnen und Straßenbahnen auswirkt, scheint noch unklar zu sein. Die Frankfurter Neue Presse berichtet, dass sich die städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ seit geraumer Zeit Gedanken macht, wie man auf die wachsende Nachfrage in den Nachtstunden reagieren soll. Die Nachtbusse fahren seit fast zehn Jahren täglich und sind vor allem am Wochenende stark frequentiert. Trotz Taktverdichtungen und dem Einsatz von Gelenkbussen reichen die Kapazitäten oft nicht aus. Klaus Linek, Pressesprecher von traffiQ, sagt: „Das Nachtbus-Netz muss dringend überarbeitet werden.“ Über Alternativen zum Bus werde nachgedacht. In einer Stellungnahme des Magistrats an den Ortbeirat 11 heißt es, dass geprüft werde, ob und unter welcher Voraussetzungen auf einigen U-Bahn- und Straßenbahn-Linien ein Nachtverkehr möglich ist. Linek betont: „Aber das ist ergebnisoffen.“
Nachtverkehr in anderen Städten schon weiter ausgebaut
In anderen Städten in Deutschland ist man da schon weiter. U-Bahnen und zum Teil auch S-Bahnen verkehren beispielsweise in Berlin, Hamburg und Köln nur in den Wochenendnächten. An den anderen Tagen verkehren Busse. Vorteil dieses Systems für die Verkehrsunternehmen ist, dass es auf die Nachfrage abgestellt ist. Züge mit großen Kapazitäten lassen sich meist nur am Wochenende füllen, an restlichen Tagen reichen Busse. Dadurch ergibt es allerdings für Fahrgäste der Nachteil, dass sie sich je nach Wochentag auf unterschiedliche Liniennetze einstellen müssen. Bei den laufenden Untersuchungen dürfte dieser Aspekt sicher auch eine Rolle spielen.