Ich musste schon ein bisschen Schmunzeln als ich die Überschrift der Presseinformation von traffiQ gelesen habe: „Nachtverkehr auf der U-Bahn: Erstaunlich gute Resonanz“. Gleichzeitig stellte ich mir die Frage, ob das wirklich so erstaunlich ist? Ein Kommentar von Thomas Lusmöller.
Dass die Menschen in einer Stadt wie Frankfurt auch ein nächtliches Bedürfnis nach Mobilität haben, ist nicht erst seit gestern klar. Schon die Taktverdichtungen auf einigen Nachtbus-Linien in den Wochenend-Nächten zeigte, wo die Reise hingeht. Die Nachtbusse platzen auf einigen Linien aus allen Nähten. Was in Städten wie Hannover, Köln, München oder Berlin bereits selbstverständlich ist, war lange Zeit in Frankfurt unvorstellbar gewesen. Nachtverkehr auf der Schiene.
Nachdem der RMV im vergangenen Jahr angekündigt hatte, den S-Bahn-Verkehr auf die Wochenend-Nächte zum vergangenen Fahrplanwechsel auszuweiten, dauerte es nicht lange bis Oberbürgermeister Peter Feldmann den Nachtverkehr bei U-Bahn und Straßenbahn anzukündigen. Doch das ganze fährt erst einmal auf Sparflamme. Zwei U-Bahn-Linien, möglichst der Innenstadt nah und parallel der traditionelle Nachtbus-Verkehr.
Dabei könnte man schon weiter sein. Zum Beispiel auf der Mainzer Landstraße beträgt die nächtliche Betriebspause der Straßenbahn-Linie 11 gerade einmal eineinhalb Stunden zwischen der letzten und der ersten Straßenbahn. Das schreit doch gerade nach einem durchgehenden Betrieb. Zumal die Linie 11 am anderen Ende Stadt an angesagten Clubs vorbei fährt.
Ob sich traffiQ zum ganz großen Wurf hinreißen lässt, bleibt abzuwarten. Eine Überarbeitung des Nachtverkehrs in den Wochenend-Nächten ist aber dringend notwendig. Mit der S-Bahn, die ab August den durchgehenden Nachtverkehr auf allen Linien in die Region angehen will, muss sich auch im Nachtverkehr in der Stadt etwas tun und neu gedacht werden. Neben Zentralanschlüssen in der Innenstadt müssen kleinere Nachtanschlüsse außerhalb der Innenstadt von der Schiene auf Busse zur Feinverteilung in die Stadtteile gebildet werden, so dass für die Fahrgäste keine langen Umsteigezeiten entstehen. Vorzugsweise wäre es überlegenswert den Nachtbusverkehr in den Wochenend-Nächten ganz einzustellen und die normalen Bus-Linien in das Nachtnetz einzubeziehen.
Das wäre der ganz große Wurf! Aber vermutlich wird man in Frankfurt, wie so oft, erst einmal kleinere Brötchen backen und hier und hier da nachsteuern oder herumdoktern.